Monika Dagrée (45) ist in Krakau geboren, in Schweden aufgewachsen und kam mit 16 Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland. Vielleicht liegt es daran, dass sie scheinbar spielend alles unter einen Hut bekommt. Seit über 20 Jahren leitet sie eine große Agentur (Ontime PR) mit vielen Angestellten und ist Mutter von zwei Söhnen. Die Kinderfrage hat sie sich dennoch nie gestellt, denn sie macht es wohl so wie viele Schwedinnen: “Für schwedische Mütter ist es selbstverständlich, schnell wieder ins Berufsleben zurückzukehren. Aber nicht um sich ausbeuten zu lassen, sondern um sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln und sich selbst zu verwirklichen. Mütter sind ein Teil der Familie, aber geben sich dabei nicht auf. Der eigene Beruf und eigenständige Aufgaben sind ihnen genauso wichtig wie der Umgang mit Freunden oder sportliche Aktivitäten. Ich glaube, dass eine Mutter nur glücklich bleiben kann, wenn sie auch auf sich und ihre Bedürfnisse hört.”
Liebe Monika, du bist Mutter zweier Söhne im Alter von 8 und 9 Jahren und leitest Vollzeit deine Agentur Ontime PR – wie schaffst du das alles?
Es ist schon eine Herausforderung, Familienleben mit Kindern und den Agenturalltag unter einen Hut zu bekommen. Ich habe meine Agentur vor 20 Jahren gegründet und seither einige Erfahrungen in Sachen Organisation, Koordination, Motivation und gerechte Aufgabenverteilung sammeln können. Das sind Fähigkeiten, die mir zuhause helfen. Eine Familie funktioniert ja irgendwie auch wie eine kleine Firma. Mein Mann und die Kinder unterstützen mich tatkräftig beim Management unseres Familienunternehmens.
Du bist in Schweden aufgewachsen und erst mit 16 Jahren mit deinen Eltern nach Deutschland gezogen. Glaubst du deine Heimat hat einen Einfluss auf deine private und vor allem berufliche Entwicklung?
Meine Kindheit in Schweden hat mich privat und beruflich stark geprägt. Ich liebe die Natur, die Wälder und schwimme gerne in eiskaltem Wasser. Ich esse gerne Lördagsgodis und lese mit den Kids Astrid-Lindgren-Geschichten. Beruflich liebe ich es mit skandinavischen Kunden zu arbeiten. Sie sind partnerschaftlich, offen, freundlich und sehr entspannt. Die haben nichts dagegen, wenn man E-Mails aus dem Sommerhaus beantwortet.
Ist es in Schweden selbstverständlicher als in Deutschland als Mutter Vollzeit zu arbeiten?
Ja, für schwedische Mütter ist es selbstverständlich, schnell wieder ins Berufsleben zurückzukehren. Aber nicht um sich ausbeuten zu lassen, sondern um sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln und sich selbst zu verwirklichen. Mütter sind ein Teil der Familie, aber geben sich dabei nicht auf. Der eigene Beruf und eigenständige Aufgaben sind ihnen genauso wichtig wie der Umgang mit Freunden oder sportliche Aktivitäten. Ich glaube, dass eine Mutter nur glücklich bleiben kann, wenn sie auch auf sich und ihre Bedürfnisse hört.
Wenn ja, was glaubst du ist der Trick der Schwedinnen, scheinbar alles unter einen Hut zu bekommen?Der Trick ist, die Zeit gut einzuteilen. Jeder in der Familie hilft mit. Die Kinder und auch der Mann. Das ist in Schweden nichts Ungewöhnliches, sondern ein bewährtes Prinzip. Die Familienmitglieder helfen sich gegenseitig und so muss keiner kürzertreten. Außerdem sind Unternehmen sehr familienfreundlich aufgestellt. Ich betreue viele skandinavische Brands, wo Mütter um 15 Uhr nach Hause gehen und dann ab 20 Uhr die Arbeit in Ruhe von zuhause aus erledigen.
Was fällt dir am leichtesten?
Ich bin sehr begeisterungsfähig und kann mich sehr schnell in neue Dinge eindenken. Mit dieser Energie schaffe ich es dann leicht, auch andere Menschen für etwas zu begeistern.
Sind deine Mitarbeiter auch Eltern? Wenn ja, gibt es die Möglichkeit für flexible Arbeitsmodelle bei euch? Und unterscheidest du?
Wir haben zahlreiche flexible Arbeitsmodelle. Einige unserer Mitarbeiter sind Eltern, aber wir unterscheiden nicht nach Eltern oder nicht, sondern allgemein nach den Bedürfnissen unserer Mitarbeiter. Es muss für sie passen, ebenso wie für das Team und auch für die Kunden. Es muss in Gänze Sinn machen.
Was denkst du muss sich verändern, damit die Frauen in Deutschland genauso viel verdienen wie Männer?
Das Ego der Männer muss sich ändern. Sie müssen einsehen, dass es keine Frage des Geschlechts ist, welche Leistung und Qualität man im Beruf abliefert.
Wo siehst du dich in 20 Jahren?
Als Besitzerin einer alten Pippi-Langstrumpf-Villa mit einem Pferd auf der Veranda.